Tagungen
Hier finden Sie Informationen zu den Tagungen, die von der Gesellschaft für Ethnographie bislang veranstaltet wurden.
Strategien der Subsistenz. Neue prekäre, subversive und moralische Ökonomien
Datum:
23. und 24. Januar 2015
Tagungsort/e:
Eine Veranstaltung der Gesellschaft für Ethnographie e.V. in Kooperation mit dem
Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin
Kontakt: bei Rückfragen wenden sie sich gern an Kerstin Poehls (Hamburg) und Leonore Scholze-Irrlitz (Berlin)
Tagungsprogramm
Strategien der Subsistenz. Neue prekäre, subversive und moralische Ökonomien
THEMA
Subsistenz bezeichnet in der Geschichte der Ethnologie die Produktionsform von Gemeinschaften mit geringer Naturbeherrschung; in kulturgeschichtlich-volkskundlichen Kontexten werden damit Formen von Arbeiten und Wirtschaften primär zur Überlebenssicherung verstanden. Angesprochen sind mit Subsistenz jene Praktiken und Institutionen, die auf Selbstversorgung und selbsterhaltenden Lebensunterhalt abzielen – und das individuelle oder kollektive Unterfangen, jenseits der Marktwirtschaft materielle, soziale und geistige Bedürfnisse zu befriedigen.
Gegenwärtige Praktiken der Subsistenz sind verbunden mit einer Rückbesinnung auf kleinräumiges Handeln und der Entwicklung neuer, utopischer, solidarischer und integrativer (Re-)Produktionsstrategien, die auf demokratische Partizipation abzielen. Die Abkehr von komplexen und anonymisierten ökonomischen Waren- und Finanzflows ist motiviert durch den Blick auf globale Tendenzen und Krisen-Diskurse; Ziel ist die Erweiterung alltäglicher Handlungsmöglichkeiten. Subsistenz wird in diesen Modellen zu einer Quelle materieller, spiritueller, ästhetischer, kultureller (urbaner/ruraler) Ressourcen von Sinn, auch in der Herausbildung neuer distinkter Lebensstile und -modelle.
BLICKRICHTUNGEN
In Zeiten der gegenwärtigen globalen Krise wird Menschen einerseits der Boden unter den Füßen weggezogen (Kommerzialisierung der Agrarverhältnisse, land grabbing). Menschen begeben sich in die Migration und/oder sehen sich gezwungen, z.B. in Fabrikationsorten der globalen Textilindustrie ihren Unterhalt zu verdienen. In den Städten bildet sich Neoliberalismus in der Privatisierung von Grund und Boden und in steigenden Mieten ab. Die Rückkehr zur Subsistenz ist eine Antwort darauf.
Auf der anderen Seite schwindet die Bevölkerung, fallen Siedlungen und Stadtteile mitsamt ihrer Infrastruktur wüst – hier setzt subsistente Wissensproduktion und -vermittlung besonders für Marginalisierte und Abgehängte an. Während althergebrachte Subsistenzstrategien meist in örtlich bestehenden Gemeinschaften tradiert wurden, spielen für den Wissenserwerb bei den neuen Subsistenzstrategien auch das Internet und Strategien wie open source eine wichtige Rolle.
Neben den prekären und widerständigen Formen subsistenter Ökonomien ist zudem eine Aktualisierung moralischer Ökonomien zu beobachten. Sie stellen eine Reaktion auf die globalen Flows und die damit verbundenen Missstände dar und wenden sich explizit gegen das Wachstumsparadigma. Stichworte sind hier das „gute Leben“ (Buen Vivir), solidarische Ökonomie, commons und Schenkökonomie. Die alternativen lokalen und regionalen Handlungsstrategien bringen über den Nationalstaat hinausreichende politische Handlungsoptionen hervor. Innovative global-regionalisierte soziale und kulturelle Subsistenzformen entwickeln sich weiter – das führt seinerseits zu neuen Konflikten.
PROGRAMM
Freitag, 23. Januar 2015
9.30 Uhr Begrüßung
9.45-11.00 Uhr
Michaela Fenske & Anna Carolina Vogel, Göttingen:
Subsistenz als Alternative? Handlungsoptionen zukünftiger Gesellschaften im Blick des Vergangenen
Daniel Schläppi, Bern: Logiken der Subsistenz in historischer Perspektive. Der wirtschaftlich tragfähige Haushalt als gesellschaftliche und politische Leitgröße der Vormoderne
11.00-11.30 Uhr – Pause
11.30-13.00 Uhr
Elisabeth Kosnik, Graz: Selbstversorgung und erweiterter Haushalt als alternative Wirtschafts- und Lebensform zwischen Utopie und Realität
Anja Decker, München:Spannungsfeld Subsistenz. Erkundungen in einer peripherisierten ländlichen Region der Tschechischen Republik
Lukas Silberbauer, Wien: Regionale Währungen – ein neues Instrument der Subsistenzwirtschaft
13.00-14.30 Uhr – Mittagessen
14.30-16.00 Uhr
Podiumsgespräch: Subsistenz – Begriff und Konzept. Kenneth Anders/Bad Freienwalde, Andrea Baier/Berlin, Dieter Kramer/Wien, Dörscheid,
16.00-16.15 Uhr – Pause
16.30-17.30 Uhr
Mitgliederversammlung der GfE e.V. – 25 Jahre GfE
anschließend: Büfett
18.30 Uhr
FILMPROGRAMM – Johanna Ickert, Potsdam/Portsmouth: „The potential of renewable energies in Africa“ (2013)
Sonnabend, 24. Januar 2015
9.30-10.45 Uhr
Manuela Bojadzijev, Berlin: Berliner Common(s). Urbane Initiativen‚ „frontiers of capital“ und Migration aus ethnografischer Perspektive
Felicitas Sommer, Leipzig: Beitragen statt Tauschen? Vorstellungen von gerechter Verteilung und ihre Umsetzung in einer solidarischen Gärtnereikooperative bei Leipzig
11.00-11.15 Uhr – Pause
11.15-12.15 Uhr
Timo Duile, Bonn: Revitalisierung subsistenzwirtschaftlicher Ansätze im Kontext der Konstruktion regionaler Identitäten in West-Kalimantan, Indonesien
Philip Gondecki, Bonn: Yasuni – Modellregion für das „Buen Vivir“? Indigene Lebensprojekte, Subsistenzformen und Dependenzen der Waorani im ecuadorianischen Amazonastiefland
12.15-14.00 Uhr – Mittagessen
14.00-15.00 Uhr
Alexandra Rau, München: Ökonomie Flaschensammeln. Ethnographische Erkundungen subsistenter Strategien
Marcus Richter, Marburg: „Dem Wertkreislauf entzogen“. Prekäre Praxen der Ent-Wertung am Beispiel eines Umsonst(T)raums
15.00 Uhr
Abschlusskommentar/Thematische Zusammenschau durch Philipp Altmann, Berlin & Diskussion
Zwischen Objekt, Text, Bild und Performance: Repräsentationspraktiken ethnographischen Wissens
Datum:
30. November 2012 - 01. Dezember 2012
Tagungsort/e:
Lateinamerika Institut der Freien Universität Berlin
FREITAG, 30. November 2012
13.00 BEGRÜßUNG UND EINFÜHRUNG
Wolfgang Kaschuba, Humboldt-Universität zu Berlin
Karoline Noack, Vorstand der Gesellschaft für Ethnographie e.V.
Maria Lidola, Steffen Mayer Einführung / Tagungsinhalte
13.30
ERÖFFNUNGSVORTRAG
Alexa Färber (Hamburg)
Komplex oder kompliziert? Einige Argumente für eine Writing-Networks-Debatte in der Ethnographie
14.15 PAUSE
14.30 1. PANEL: ETHNOGRAPHISCHE MODI
Silvy Chakkalakal (Basel)
Ethnographie als ästhetische und aisthetische Praxis – Kulturelle und mediale Alterität in den Arbeiten Margaret Meads
Helmut Groschwitz (Bonn)
Rewriting „Atlas der deutschen Volkskunde“ postcolonial
15.45 PAUSE
16.15 2. PANEL: REPRÄSENTATION UND KOLLABORATION
Ulrich Hägele (Tübingen)
Video-Wissen: Audio-visuelle Praxen auf YouTube
Florian Walther (Berlin)
Transcultural Partnership – Gleichberechtigtere Formen der Kommunikation und transkultureller Verstehensprozesse
AB 18.00 ABENDESSEN
18.15 MITGLIEDERVERSAMMLUNG
AB 20.00 EMPFANG IM MUSEUM DER DINGE
Museumsbesuch mit Begrüßung (Imke Volkers, Kuratorin) und Dingerklärungen
Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Oranienstraße 2, 10999 Berlin,
U-Bahn: U1/U8, Kottbusser Tor // Bus: M29, 140 Adalbertstr. / Oranienstr.
SAMSTAG, 01. DEZEMBER 2012
Lateinamerika Institut der Freien Universität Berlin
Raum 201,Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin
9.00 BEGRÜßUNG
Ingrid Kummels, Freie Universität Berlin
3. PANEL: INTERAKTION, DARSTELLUNG UND REZEPTION
Sabine Manke (Marburg)
Bewegung-Mit-Denken oder Sollte eine ethnographische Ausstellung fliegen können? Margaret Meads Hall of the Peoples of the Pacific 1971–2012
Elisabeth Timm (Münster) Lukasz Nieradzik (Wien)
Familie machen – eine Ausstellung: Retrospektive eines museologischen Experiments
10.15 PAUSE
10.30 4. PANEL (I): DEKOLONISIERENDE ANSÄTZE AKTUELLER MUSEALER REPRÄSENTATIONSPRAKTIKEN
Anna Seiderer (Brüssel)
Implementation der postkolonialen Theorie in heutigen europäischen Ethnographie Museen
Julia Binter (Wien)
Widerspenstige Stimmen – Postkoloniale Repräsentationspraktiken in ethnographischen Museen
11.45 INSTALLATION
Steffen Köhn (Mainz)
A Tale of Two islands (Videoinstallation als innovative Repräsentationspraktik)
12.30 MITTAGSPAUSE
13.45 4. PANEL (II): DEKOLONISIERENDE ANSÄTZE AKTUELLER MUSEALER REPRÄSENTATIONSPRAKTIKEN
Tina Brüderlin (Freiburg)
Die Tlingit und Haida Sammlung des Ethnologischen Museum Berlin: Neue Perspektiven und Herausforderungen
Anne Ebert (Berlin)
Dekolonisation in der Praxis des Museo Nacional de Etnografía y Folklore in La Paz/Bolivien
15.00 PAUSE
15.15 ABSCHLUSSDISKUSSION UND AUSBLICK
MODERATION: Steffen Mayer, Maria Lidola
CfP fuer die Tagung 2012 (PDF)
Ethnographische Raumpraktiken
Datum:
19. und 20. November 2010
Tagungsort/e:
Freie Universität Berlin
Tagung der Gesellschaft für Ethnographie e.V. am 19. und 20. November 2010 in Berlin In Kooperation mit dem Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin und dem Institut für Ethnologie, Freie Universität Berlin.
Tagungsorte
Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin
Freie Universität Berlin
Seminarzentrum in der Silberlaube, Raum 116
Otto-von-Simson-Str. 26, 14195 Berlin-Dahlem
Tagungsprogramm
Freitag, 19. November 2010
Ort: Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin
13.00 – 14.00 Eröffnung und Eröffnungsvortrag
Begrüßung:
Wolfgang Kaschuba, Humboldt-Universität zu Berlin
Karoline Noack, Vorstand der Gesellschaft für Ethnographie e.V.
Vortrag:
Follow the Transformations of – „Space“ – .
Multiple Raumpraktiken und Ethnographie.
Ernst Halbmayer, Philipps-Universität Marburg
14.00 – 16.00 1. Panel: Mediale und virtuelle (Klang-)Welten
Moderation: Claudia Hirschberger
Räume undokumentierter Migranten
Heidrun Friese, Ruhr-Universität Bochum
Modernity in detail: Mikroblicke, Makrozusammenhänge und das Dazwischen
Elisa T. Bertuzzo, Humboldt-Universität zu Berlin
16.00 – 16.30 Kaffeepause
16.30 – 18.30 2. Panel: Imaginationen und Erfindungen von Räumen
Moderation: Andrea Blumtritt
Fiktionale Räume – Literatur als Zwischenraum
Regine Kroh, University of Illinois at Urbana-Champaign
Zur Erfindung indigener Räume zwischen transnationalen Wissensdiskursen und lokalen Praktiken am Beispiel des Tawantinsuyu
Anne Ebert, Freie Universität Berlin
Aztlán und ethnische Identitätskonzepte im Grenzraum Mexiko/USA
Antje Dieterich, Freie Universität Berlin
18.45 – 20.00 Mitgliederversammlung
20.00 – 22.00 Empfang und „Tür zu – Tür auf !“
Rauminstallation von Mariel Poppe / Klangcollage von Dirk Winkler
Samstag, 20. November 2010
Ort: Freie Universität Berlin
Seminarzentrum in der Silberlaube, Raum 116
Otto-von-Simson-Str. 26, 14195 Berlin-Dahlem
http://www.cedis.fu-berlin.de/veranstaltungen/raeume/seminarzentrum.html
10.00 – 10.45 Begrüßung und Eröffnungsvortrag:
Begrüßung:
Hansjörg Dilger/Beatrix Hoffmann, Vorstand der Gesellschaft für Ethnographie e.V.
Vortrag: Spielräume
Alexander Knorr, Ludwig-Maximilians-Universität München
10.45 – 12.45 3. Panel: Multilokale Lebenswelten und transnationale Netzwerke
Moderation: Hansjörg Dilger
Reisende Prediger, mobile Gläubige und die Zirkulation religiöser Botschaften. Feldforschung in transnationalen vietnamesisch-pentekostalen Netzwerken
Gertrud Hüwelmeier, Max-Planck-Institut Göttingen
Es leben die Zwischenräume? Erzählte (Un-)Zugehörigkeiten in der Transmigration
Maria Lidola, Freie Universität Berlin
Locating Media. Feldforschung in transnationalen Netzwerken
Martin Zillinger, Universität Siegen
12.45 – 14.15 Mittagspause
14.15 – 16.15 4. Panel: Veränderte Feldbegriffe und mobile Forschungszusammenhänge
Moderation: Alexa Färber
Straßenhandel als Raumproduktion: Eine filmische Analyse urbaner Praktiken in Mexiko-Stadt
Raphael Schapira, Boris Gilsdorff und Barbara Rühling, Freie Universität Berlin
Räume – gelebt, gemacht, erforscht. Voraussetzungen und Möglichkeiten ethnographischer Annäherungen
Melanie Keding und Carmen Weith, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
16.15 – 16.30 Kaffeepause
16.30 – 17.30 Zusammenfassung und Abschlussdiskussion
Moderation: Beatrix Hoffmann / Hansjörg Dilger